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Hilfstransport für die Ukraine

Ein persönlicher Bericht von Dietrich Derksen, einem der Fahrer des Hilfstransports:

Wie es dazu kam

Am Sonntag, dem 6. März 2022 wurde im Gottesdienst der freien evangelischen Gemeinde (FeG) Lüneburg, in der wir Mitglieder sind, bekannt gegeben, dass 4 Fahrer gesucht würden, welche 2 VW-Busse mit Hilfsgütern nach Moldawien bringen sollten. Der Start sollte schon in wenigen Tagen sein. Ohne die Einzelheiten zu kennen, war mir sofort klar, dass ich mich dafür melden sollte. Den Aufruf machte Dr. Gert Maichel, ebenfalls Mitglied der Gemeinde in in der FeG Auslandshilfe engagiert..

Wohin es gehen sollte

Quelle: wikipedia

Ziel sollte Ceadir-Lunga, autonome Region Gagausien, im Süden von Moldawien sein.
Dort hat die christliche Hilfsgesellschaft wortundtat, Essen, in Kooperation mit dem lokalen Hilfswerk GLORIA in den letzten Jahren ein Obdachlosenheim, ein Hospiz, eine ambulante Arztstation und drei Kindertagesstätten aufgebaut. Viele Hilfsgüter sind in den letzten Jahren von der FeG-Auslandshilfe der Freien evangelischen Gemeinden in Deutschland dorthin gebracht worden.

Grund dieser Reise

Ceadir-Lunga liegt in unmittelbarer Nähe zu zwei Grenzübergängen in die Ukraine. Seit Ausbruch des Krieges kommen immer mehr Flüchtlinge nach Moldawien. Die Kindertagesstätte ist quasi zum Durchgangszentrum für Flüchtlinge umfunktioniert worden. Auch viele christliche Gemeinden sind aktiv geworden, alle sind vernetzt und die Zusammenarbeit funktioniert.

Es sind die Flüchtlinge, die zu Fuß über die Grenze kommen und nicht weiterwissen. Hauptsächlich Frauen mit Kindern und alte Leute. Die Hauptverantwortlichen der Kindertagesstätte, Yury Groshin und Maxim Friesen und ihr Team, kümmern sich um die Abholung der Leute von der Grenze, ihre Erfassung, Erstversorgung und Verteilung in die Gemeinden. Aber auch viele Menschen in der Umgebung öffnen ihre Häuser, oft trotz eigener bitterer Armut, um Flüchtlingen Gelegenheit zu geben durchzuatmen. Im Anschluss werden Busse organisiert, welche die Flüchtlinge nach Deutschland bringen. Alles wird privat von Spenden finanziert, zu großen Teilen aus den christlichen Gemeinden in Deutschland. Da der Bedarf an Fahrzeugen immer größer wurde, um die Koordination der Flüchtlinge vor Ort sicher zu stellen, hat die wortundtat zwei VW-Busse angeschafft, die es jetzt galt, an ihren Bestimmungsort zu bringen.

Die Reise

Am Donnerstag, dem 10. März um 17 Uhr, starteten die beiden VW-Busse sowie ein privater Sprinter vollgepackt mit Hilfsgütern an der Freien evangelischen Gemeinde in Lüneburg. Die erste Etappe führte uns an Dresden vorbei, durch Tschechien, mit Ziel Bratislava in der Slowakei, wo wir um 3 Uhr nachts im Hotel eincheckten. Nach dem Frühstück ging es um 8 Uhr weiter. Die nächste Etappe führte uns von der Slowakei quer durch Ungarn nach Rumänien. Wir kamen fast überall gut durch. Ausgebremst wurden wir lediglich vom dichten Schneetreiben, das uns gegen Mitternacht überraschte, als wir einen Pass in den Karpaten überqueren mussten. Wiederum um 3 Uhr früh erreichten wir eine Baptistengemeinde in Galati, das Ziel der zweiten Etappe. Dort erwartete uns ein gut organisierter „Flüchtlingsumschlagplatz“. Der Begriff wird dem Ort nicht gerecht. Viele Menschen sehen die Not, sind bereit, aus christlicher Nächstenliebe zu helfen und zu jeder Zeit tätig zu werden. Am nächsten Morgen kamen 5 VW-Busse mit Flüchtlingen aus Moldawien. Diese bekamen die Gelegenheit zum Essen und sich frisch zu machen und starteten jeder ausgerüstet mit liebevoll vorbereiteten Essenspaketen in einem Reisebus Richtung Deutschland.

Die letzte Etappe von ca. 100 km starteten wir im Konvoi mit den 5 moldawischen Bussen. Aus den angepeilten 3 – 4 Stunden Fahrzeit wurden letztendlich 10 Stunden, verursacht durch Wartezeiten an der rumänisch/moldawischen Grenze, sowie der Verzollung der beiden VW-Busse, die ja vor Ort bleiben sollten. Statt der etwas längeren Regenerierungsphase, in der wir auch bei Tageslicht alles kennenlernen sollten, wurde uns jetzt abends im Dunkeln ein kurzer Überblick die Arbeit der Gloria-Kindertagesstätte „Narnia“ gegeben, was uns sehr beeindruckte, wie auch die aktuelle Situation mit den Flüchtlingen, sowohl in der Kindertagesstätte wie auch in einer Baptistengemeinde, wo seit Ausbruch des Krieges schon über 2.000 Flüchtlingen geholfen werden konnte. Mit dem Besuch der beiden Grenzübergänge endete unser dritter Tag.

Die Rückreise verlief unspektakulär. Vier von den sechs Fahrern wurden nach Bukarest/Rumänien gebracht, von wo sie mit einem Direktflug wieder zurück nach Hamburg kamen. Ein Fahrer mit einem moldawischen Begleiter fuhr mit seinem privaten Sprinter wieder die Strecke zurück. Ein Fahrer mit Personenbeförderungserlaubnis ist für einige Zeit vor Ort geblieben um bei der Beförderung der Flüchtlinge zu helfen.

Fazit

Eine Reise in 4 Tagen, über 2.300 km, durch 5 Länder, wenig geschlafen, viele neue Menschen und Einrichtungen kennengelernt. Es sind zahlreiche internationale Hilfstransporte für die Ukraine unterwegs gewesen, teilweise aus Spanien.

Die Antriebskraft war unser christlicher Glaube, der nicht nur uns motivierte, sondern auch viele der Helfer, denen wir unterwegs begegneten. Die Not sehen und zupacken, ohne an den eigenen Vorteil zu denken, ohne zu murren und zu meckern, echt beeindruckend.

In jeder Hinsicht eine positive Erfahrung!

Wann geht’s wieder los?